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54JAHRES 1969 – 2023 

Die Jazzsektion (Tschechisch: Jazzová sekce) ist eine der ältesten nicht kommerziellen Organisationen in der Tschechischen Republik (gegründet 1971). Sie widmet sich der Propagierung moderner Kunst, insbesondere Jazz, Literatur, Ausstellungen moderner Kunst und Dokumenten aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts.

In der kommunistischen Ära gehörte sie zu den zahlenmäßig stärksten Initiatoren des politischen Widerstands. Sie hatte Zigtausende Mitglieder und Anhänger. Sie veranstaltete Konzerte moderner Musik, gab für ihre Mitglieder unzensierte Literatur heraus, organisierte philosophische Vorlesungen und vereinigte vom politischen Regime unabhängige Kulturfreunde.

Sie wurde vom kommunistischen Regime verboten, und die Leitung der Jazzsektion wurde zu Haftstrafen verurteilt. Auf die polizeiliche Repression reagierten Intellektuelle und Bürger beinahe aus der ganzen Welt mit Unterschriftenaktionen, die die größten unterm Kommunismus in der Tschechoslowakei waren.

Nach dem demokratischen Umsturz Ende des Jahres 1989 setzte die Jazzsektion ihre gemeinnützigen kulturellen Aktivitäten fort und unterstützte auch die Durchsetzung von Humanismus und Menschenrechten in der Welt.

Mit der Ausstrahlung des Internetradios Hortus (Garten), das sich Jazz, moderner Klassik, Poesie, der Zeit der Beat Generation und der Verbreitung nicht kommerzieller Kunst widmet, begann die Jazzsektion im Jahr 2002. Adresse: www.radiohortus.cz

Die Jazzsektion erhielt viele Preise und staatliche Auszeichnungen. All ihre Aktivitäten entfaltet sie ohne bezahlte Beschäftigte und ohne finanzielle Unterstützung des Staates. Sie ist ganz von den freiwilligen Beiträgen von Freunden aus der ganzen Welt abhängig.

1986 – 1987

                  

1.Auflage Bremen, September 2016,

ISBN 978-3-00-0539-6

Rudiger Ritter, Martina Winkler, Universitat Bremen,

              

PRAG – EXHIBIT 2016

   

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Politik. Was steckt wirklich hinter der Kündigung?Als im April der Kulturminister, Antonín Staněk, den Generaldirektor der Prager Nationalgalerie, Jiří Fajt, feuerte, kam es nicht nur in der tschechischen Kunstszene zu Protesten. Einen Protestbrief unterschrieben auch einige Direktoren prominenter Museen, unter ihnen Maria Balshaw (Tate Britain, London), Sabine Haag (Kunsthistorische Museum, Wien) und Hartwig Fischer (British Museum, London). Doch war der Protest berechtigt?

Wie aus den Unterlagen des Ministeriums hervorgeht, schloss Fajt Ende 2018 mit sich selbst einen Vertrag über mehr als eine Million tschechische Kronen – umgerechnet 45.000 Euro – für die eigene kuratorische Tätigkeit. Dabei führte er auch Ausstellungen auf, die von ihm gar nicht oder unter Beteiligung Anderer kuratiert worden waren. Die Kündigung begleitete auch ein Brief von David Ondráčka, dem Leiter der tschechischen Sektion von Transparency International.

Ondráška machte neben dem erwähnten Vertrag auf weitere Verträge von jedes Mal unter fünfzigtausend Kronen – um die öffentliche Ausschreibungspflicht zu umgehen – mit zwei Firmen aufmerksam, deren Eigentümer der ökonomische Direktor der Nationalgalerie sei; weiterhin auf dubiose monatliche Zahlungen von 10.000 Euro an eine Medienfirma in Berlin und, wie schon in den Unterlagen des Ministeriums verzeichnet auch darauf, dass die Direktion, die über eine eigene Rechtsabteilung verfügt, in den letzten drei Jahren mehr als sechs Millionen Kronen (230.000 Euro) an externen Anwaltskosten bezahlte, wobei auch hier die Verträge viele Fragen offenlassen.

Künstler zur Kasse

Als sich dann auch die in der Gewerkschaft organisierten Mitarbeiter der Nationalgalerie zu Wort meldeten, trat betretenes Schweigen in der tschechischen Kunstszene ein. Die Mitarbeiter beschwerten sich, wie es deren Vorsitzender Pavel Piekar formulierte, über ein „personelles Erdbeben“, das eine geordnete Arbeit fast unmöglich machte: Innerhalb Fajts vierjähriger Nationalgalerieleitung wurden der kaufmännische Direktor und der Leiter der Rechtsabteilung viermal, der Leiter der Personalabteilung dreimal gewechselt, die Buchhalter ständig; fünfmal kam es zur Reorganisation.

Dass solch ein Vorgehen nicht ohne Folgen bleiben kann, liegt auf der Hand. Das Defizit der Galerie wird heute auf dreißig Millionen Kronen (1,2 Millionen Euro) geschätzt. Doch am meisten erbost sind die Mitarbeiter über das ethische Versagen des Direktors: Während er sich aus Ausstellungsmitteln neben seinem Gehalt Zuschläge auszahlen ließ, die zusammen mit seinem Gehalt viermal bis fünfmal die Jahresgehälter seiner Mitarbeiter überstiegen und diverse Firmen mit überhöhten Honoraren bedachte, werden nicht nur seine Angestellten kurzgehalten, sondern auch ausstellende Künstler gebeten, sich wegen angeblicher finanzieller Unterversorgung der Nationalgalerie Kabel und anderes Zubehör selbst zu kaufen oder gar ganze Ausstellungen selbst zu finanzieren.

Geldgier und andere Machenschaften

  • VON NOEMI SMOLIK
  • -AKTUALISIERT AM 25.07.201912:14

Geführt von einem Fälscher

Doch über den Fall Fajt wird in der tschechischen Presse kaum berichtet. Nur in der Internetzeitung „Denník N“, die von jungen engagierten Journalisten betrieben wird, erfährt man, dass Fajt Anfang dieses Jahres beim Kulturministerium einen Antrag auf den Kauf eines mittelalterlichen Bildes für 65 Millionen Kronen stellte, umgerechnet 2,5 Millionen Euro. Ein Jahr früher wurde dieses Bild im Frankfurter Auktionshaus Döbritz für 110.000 Euro angeboten, aber nicht verkauft. Gekauft werden sollte das Bild jetzt von der Stiftung Richard Fuxa, in deren Vorstand Jan Třeštík, Fajts ständiger Begleiter, sitzt.

Třeštík, der ehemalige Direktor der Mittelböhmischen Galerie in Kutná Hora, dem Veruntreuung in Millionenhöhe nachgesagt wird und der wegen Urkundenfälschung rechtskräftig verurteilt ist, sollte auf Wunsch von Fajt vor drei Jahren Ko-Kurator der geplanten Ausstellung der tschechischen Malerin Toyen in der Hamburger Kunsthalle sein. Als in diesem Frühjahr der französische Präsident Emmanuel Macron Prag besuchte war es Třeštík, der ihn durch die Nationalgalerie führte.

Jahrelang Originale durch Kopien ersetzt

Třeštík betreibt in Prag die kommerzielle Galerie „Hauch“, in der vor einem Jahr eine Ausstellung mit Bildern von mehr als zweifelhafter künstlerischer Qualität des Hobbymalers Jaroslav Faltýnek auf „Vermittlung des Generaldirektors der Nationalgalerie Jirí Fajt“ stattfand, wie Faltýnek in seiner Eröffnungsrede sagte. Faltýnek ist der zweite Vorsitzende der populistischen Partei ANO, deren erstem Vorsitzenden Andrej Babiš der auch Regierungschef ist, eine strafrechtliche Verfolgung wegen Betrugs in Millionenhöhe droht.

Diese Nähe zur Babiš erklärt, warum die tschechische Presse kaum über den Fall Fajt berichtet: Babiš ist der Eigentümer der wichtigsten tschechischen Zeitungen, die auch nicht über die jahrelange Ersetzung von Originalen durch Kopien im Prager Nationalmuseum berichteten, die dann für einige Millionen Euro verkauft worden sind. Neben der Parteispitze der ANO war bei der Eröffnung in Třeštíks Galerie auch Tomio Okamura anwesend, ein Busenfreund von Marine Le Pen und Vorsitzender der tschechischen rechtsradikalen Partei Úsvit.

Koalitionsbruch als Konsequenz?

Třeštík ist der Internetzeitung „Denník N“ zufolge auch Berater des Kulturministers Staněk, der noch kurz bevor er Fajt feuerte die aus Experten zusammengestellte Einkaufskommission, die den Kauf eines mittelalterlichen Bildes wegen des aberwitzigen Preises ablehnte, neu zu besetzen versuchte, um den Kauf doch noch durchsetzen zu können. Daher ist unklar, was Staněk eigentlich dazu führte, Fajt plötzlich zu feuern. War es der Druck des in der Kunstszene unbeliebten Präsidenten Miloš Zeman, der seit langem auf Fajts Machenschaften aufmerksam macht, oder Fajts Geldgier, die zum Hindernis wurde? Aber für wen und was?

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